Hitzewelle befeuert Strompreis

Energie, Gruppe

Strom aus Sonne, Wasserkraft oder Wind – die Wahlfreiheit stellt Stromanbieter vor neue Aufgaben. Mehr dazu erfahren Sie von Manuel Prümm, Stromexperte bei Bellersheim.

Manuel Prümm, Sie sind Stromexperte bei Bellersheim. Dieser Sommer bescherte uns reichlich Sonnenstunden. Das muss doch für Solarstromproduzentengeradezu ein Segen gewesen sein, oder?
Das denken viele. Allerdings liegt der maximale Wirkungsgrad bei Solarstrom im Frühjahr bei etwa 15 Grad und Sonnenschein. Diese wochenlange Hitzeperiode hat die Stromproduktion nicht gerade erleichtert.

Wieso haben denn hohe Temperaturen Auswirkungen auf den Strom, den wir beziehen?
Beispielsweise haben Wasserkraftwerke wegen der Wasserknappheit nicht so viel Strom produziert wie üblicherweise. Bei den Hochdruckwetterlagen der vergangenen Wochen wehte zudem kaum ein Wind. Die Kernkraftwerke drosselten die Stromproduktion, weil die Wassertemperatur der Flüsse immer weiter angestiegen ist und die Pegel stark gesunken sind. Dadurch konnte weniger Flusswasser zur Kühlung eingesetzt werden. Die niedrigen Wasserstände sorgten außerdem dafür, dass die mit Kohle beladenen Schiffe nur mit verringerter Fracht unterwegs waren. Diese ganzen Umstände haben den Strompreis an der Börse beeinflusst.

Der Hitzesommer 2018 sorgt also für höhere Strompreise?
Nein, er hat den an der Strombörse bereits steigenden Preis allerdings weiter befeuert. Außerdem gibt es ja noch den Aspekt der Netzstabilität und der damit verbundenen Kosten. Die Netzbetreiber stehen jeden Tag vor der Aufgabe, immer genau so viel Strom zur Verfügung zu stellen wie gerade benötigt wird. Es gibt Tage, da ist soviel Strom im Netz unterwegs, da zahlt Deutschland anderen Ländern Geld, damit dieser überschüssige Strom abgenommen wird. Und an anderen Tagen fehlt in Spitzenzeiten Strom, der dann zu viel höheren Preisen aus anderen Ländern zugekauft werden muss.

Das klingt paradox. Woran liegt das denn?
Durch den steigenden Anteil erneuerbarer Energien erleben wir immer stärkere Netzschwankungen. Wind weht halt nicht ständig, und die Sonne scheint eben auch nicht immer so, dass genügend Strom daraus produziert werden kann. Derzeit fehlen die Möglichkeiten, Strom ausreichend und wirtschaftlich zu speichern. Außerdem geht der Ausbau der Stromnetze viel zu langsam voran. Und der Ausbau wird vermutlich viel teurer ausfallen als geplant, weil beim Bau der neuen Stromtrassen die gleichen Probleme auftreten wie beispielsweise beim Bau neuer Autobahnen. Da kommen Kosten auf uns zu, die wir im Einzelnen noch gar nicht abschätzen können. Und das alles trägt dann dazu bei, dass der Strompreis oder exakter die Netznutzungsgebühren steigen.

Wann rechnen Sie mit ersten Erhöhungen?
Einige Anbieter haben schon ihre Preise erhöht. Vor allem die Anbieter, die bei den relativ niedrigen Preisen im Jahr 2016 viel Strom gekauft hatten, müssen nun teuer nachkaufen. Auch Bellersheim wird die Preise wohl anpassen müssen, da durch die steigenden Stromeinkaufspreise höhere Netznutzungsgebühren nicht aufgefangen werden können. Die Höhe der staatlichen Abgaben, wozu auch die EEG-Umlage gehört, steht für das Jahr 2019 zwar noch nicht fest. Meiner Meinung nach ist aber nicht von einer deutlichen Senkung auszugehen. Aber bis Ende des Jahres gilt sowieso unsere Preisgarantie. Und auch darüber hinaus werden wir mit Maß handeln, damit wir auch neuen Kunden unseren Strom günstiger als die Konkurrenz anbieten können.